Denkmalschutz

Denkmalgeschützte Gebäude sind Bauwerke, die als besonders schützenswert gelten. Eine einheitliche Regelung, ab wann ein Haus unter Denkmalschutz steht, existiert nicht, daher handelt es sich stets um individuelle Entscheidungen.

Die Arbeit an denkmalgeschützten ist für alle Beteiligten und vor allem für Bauherren stets ein anspruchsvolles Vorhaben. Die Bausubstanz des Gebäudes soll möglichst nicht verändert werden, um den Ursprungszustand zu erhalten. Dabei soll das Gebäude dennoch an unsere heutigen Standards angepasst und die strengen Auflagen der Denkmalschutzbehörde berücksichtigt werden.

Beratung

Die Arbeiten sind deshalb sehr aufwendig und in der Regel mit hohen Kosten verbunden. Aus diesem Grund stellt beispielsweise die KfW Förderungen zur finanziellen Unterstützung bereit.

Die streifenweise Vermörtelung eines jeden Schlag um Schlag aufgesetzten Grates erforderte gerade in den fast senkrechten Flächen des Turmes ein hohes handwerkliches Geschick. Zuvor wurde jeder Gratziegel mit Nirosta-Schrauben fixiert. Foto: Erlus

Presseartikel 02/2021 DDH Magazin

Konvex für Kloster

Normalerweise ist die exakte Gradlinigkeit eines Biberschwanzziegels das Qualitätsmerkmal. Doch in seltenen Fällen wird ein Ziegel so getrocknet und gebrannt, dass er eine Biegung erhält. 

Zwiebelturm des Klosters Wettenhausen.

Die Firma Nägele verbaute speziell angefertigte, bis zu 1,2 cm gebogenen, Kirchenbiber.

Turmzwiebel am Konventbau

Das Kloster Wettenhausen war bis 1802 eine Reichsabtei der Augustiner Chorherren. Heute gehört es dem Orden der Dominikanerinnen an. Es liegt in der mittelschwäbischen Gemeinde Kammeltal in Bayern und gehört zur Diözese Augsburg. Bei dem Sanierungsobjekt ging es um die Turmzwiebel des Westturmes am Konventbau, einer viergeschossigen Mehrflügelanlage, die heute als Internat genutzt wird. Zuerst nahm das Büro Egon Kunz, Architekten aus Neusäß eine Bestandsaufnahme vor. Die vorhandene Biberschwanzdoppeldeckung aus den 70er Jahren hatte das Vorzugsformat von 18 cm Breite, 38 cm Länge und einer Stärke von 15 mm und war altgrau engobiert.

Schäden an Graten, Bibern und Gebälk

70% Vermörtelung herausgefallen

Die Ziegel zeigten bereits hefige Auflösungserscheinungen. Die Gratziegel wurden nur noch durch extrem lange Hutschrauben direkt im Gratsparren gehalten; im Bereich der Traufe führte dies wiederum zu teilweiser Zerstörung der Ziegel und der Gratsparren. Ein sehr stark zementhaltiger Maurermörtel, welcher hier verwendet worden war, bewirkte, dass das Mörtelbett steifer war, als die weichen Firste, so dass teilweise die Gratziegel unter den Bewegungen des Stuhles rissen. Auch war an rund 70 Prozent der Grate die Vermörtelung bereits ganz oder teilweise herausgefallen.

Aufschnabelnde Biberschwanzziegel

Sämtliche Dachziegel waren ohne Rücksicht auf die Zwiebelform des Turmes auf die Dachlatten – zum Teil sogar ohne weitere mechanische Befestigung – nur auf die Nasen gehängt. Das führte zu einer stark verminderten Regensicherheit. Je nach Schweifung ergaben sich durch die verwendeten geraden „normalen“ Biber zwischen zwei bis 12 Zentimeter großen Öffnungen, welche dem windgetriebenen Niederschlag jahrzehntelang sozusagen Tür und Tor öffneten. Die Krümmung der Traufe ermöglichte es auch Vögeln und Kleintieren sich dort einzunisten. „Das alles führte zu den Folgeschäden des vorgefundenen Zustandes am wertvollen jahrhundertealten Dachstuhl“, erklärt Egon G. Kunz, Architekt. Solche „aufschnabelnden“ Biberschwanzziegel mussten bei der fachgerechten Neueindeckung durch die Verwendung maßgefertigter gekrümmter Ziegel ausgeschlossen werden.

Saubere Vorplanung spart Kosten

„In 2017 wurde ich beauftragt von den vier desolaten im Konvent und der Klausur eingebundenen Zwiebeltürmen einen komplett zu sanieren“, erinnert sich Egon Kunz von Kunz Architekten. Zwei Türme mit Bibern im Normalformat, sowie die zwei Türme, die bereits in den 60er Jahren, mit Asbestzement-„Schiefersurrogaten“ ausgeführt worden waren, waren bereits wieder sanierungsbedürftig. „Das Ergebnis der groben Kostenschätzung (bei der die gesamte Fläche mit gekrümmten Bibern kalkuliert wurde) war, dass die Ziegelausführung doch deutlich teurer war, im Vergleich zu einem Kupferblechdach.“

Ziegeldach statt Kupferdach

Da die Hauptdachflächen des Klosters bereits sukzessiv in den letzten Jahren mit Ergoldsbacher Kirchenbibern saniert worden waren und Architekt Kunz sich an die gute Zusammenarbeit mit dem Ziegelhersteller aus Niederbayern erinnerte, lag es nahe, hier einfach mal nachzufragen. Kunz: „Von dem Ziegelhersteller wurde mir die Lösung aufgezeigt, die konvex gekrümmten Biber nur da einzusetzen, wo es die Turmform notwendig machte, so dass ich mit eigener Hochrechnung den Schwestern und dem Landesamt für Denkmalschutz zusichern konnte, für die Kosten eines Kupferdaches auch ein Ziegeldach herstellen zu können.“

Bilder und Text: DDH 02.2021

Denkmalschutz Impressionen